SN14 bdo SN City Tax
Warum es keine City-Tax geben darf
Berlin, 26.04.2012
Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e.V. (bdo) ist der Spitzenverband der privaten Omnibusbranche in der Bundesrepublik Deutschland. Er vertritt auf Bundesebene und im internationalen Bereich die gewerbepolitischen und fachlichen Interessen von rund 3.000 Busunternehmern, die sich im Öffentlichen Personennahverkehr, in der Bustouristik und im Busfernlinienverkehr engagieren und unter dem Dach des bdo zusammengeschlossen haben.
1. Abhängigkeit vom Bustourismus
Für den Städtetourismus spielt die Busbranche eine bedeutende Rolle. Die Bustouristen in Deutschland erbringen jährlich Bruttoumsätze von insgesamt 10,5 Milliarden Euro. Die 82 Millionen Bustouristen in Deutschland generieren zudem 205 000 Arbeitsplätze in vielen Wirtschaftszweigen Deutschlands. Alleine nach Berlin reisen täglich etwa 220 Reisbusse mit durchschnittlich 25 Passagieren an Bord nach Berlin ein.
2. Fakten Die City-Tax stellt für die deutschen Busunternehmen eine nicht hinnehmbare und nicht begründbare Benachteiligung dar, die zu einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden für den Tourismusstandort Berlin und die Bustouristik führen wird. Tatsächlich generieren die 82 Millionen Bustouristen in Deutschland den besuchten Städten kontinuierlich Einnahmen in vielen Wirtschaftszweigen – sowohl beim Einkauf vor der Reise, als auch während und nach der Fahrt. Die aktuelle Studie „Wirtschaftsfaktor Bustourismus“ des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr der Universität München zeigt, dass der Bustourismus in Deutschland jährlich einen Umsatz von 10,5 Mrd. Euro generiert.
Mit Zusatzausgaben von € 28,30 bei inländischen Übernachtungsreisen, lässt sich die Wichtigkeit der Bustouristen für Berlin erschließen. Der größte Anteil liegt hier im Gastgewerbe, 28,7% fließt in den örtlichen Einzelhandel. Je nach Anlass der Reise werden auch deutlich höhere Zusatzausgaben erreicht. Vor allem bei Reisen nach Berlin sind pro Busreisenden bis zu 100 % höhere Ausgaben zu verzeichnen. Für Berlin ist mit Zusatzausgaben pro Person von etwa € 51,50 Pro Tag zu rechnen. Hinzukommen kommen die Reise- und Hotelkosten von ca. € 100,- pro Tag.
Neben den Ausgaben in Handel und Gastronomie profitieren Leistungserbringer in den Städten in Bezug auf die Arbeitsplätze. Mit einem Arbeitsplatz in Busunternehmen profitieren 4,7 Beschäftigte in anderen Betrieben.
Trotz dieser Fakten sieht die Busbranche die Zukunft eher kritisch, denn viele Problemfaktoren führen dazu, dass private Busunternehmer zunehmend um ihr Dasein kämpfen müssen. Als einer dieser Faktoren werden die Umweltzonen in deutschen Städten benannt, die das umweltverträglichste Verkehrsmittel massiv benachteiligen. Für den boomenden Städtetourismus sind Reisebusse als flexibles und umweltfreundliches Verkehrsmittel jedoch unverzichtbar. Fahrverbote für Reisebusse werden somit unweigerlich zu einem Rückgang von Städtereisen und damit zu einem Rückgang der Touristenzahlen aus dem In- und Ausland verbunden mit sinkenden Umsätzen der ortsansässigen Gastronomie, Hotellerie, des Einzelhandels und anderer Wirtschaftszweige führen. Eine Umfrage unter den gut 3000 Mitgliedern des bdo bezüglich der Umweltzone in Berlin hat im letzten Jahr ergeben, dass 72 Prozent der Omnibusunternehmer auf die Neuregelung mit Reduzierung oder gar Vermeidung der Reisen nach Berlin reagieren werden. Bei denjenigen, die Berlin weiterhin wie gewohnt anfahren werden, ist bei mehr als der Hälfte, nämlich 56 Prozent, mit einer Preiserhöhung zu rechnen.
Zusätzlicher Wettbewerbsdruck entsteht für die Busunternehmer durch die wieder gestiegenen Dieselpreise. Der Unternehmer wird durch die immensen Kosten daran gehindert, ein attraktives Angebot für seine Kunden zu gestalten. Neben diesem drastischen Anstieg, ist es ebenfalls empörend, dass kurzfristige Preiserhöhungen zu 100 Prozent negativ bei den Unternehmern zu Buche schlagen. Die Busreiseveranstalter müssen ihre Angebote aufgrund der Katalogausschreibungen bereits sehr früh kalkulieren Drastische Erhöhungen von Gebühren oder neu eingeführte Tarife können daher kurzfristig nicht mehr an die Fahrgäste weitergegeben werden. Es ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass bei den für Busreisen relevanten Preisen ein Umschlag auf den Kunden ohnehin nicht als Lösung gesehen werden kann.
Berlin ist seit Jahren beliebtestes Städtereiseziel für deutsche Bustouristen. Aber die Restriktionen durch die Umweltzone haben bereits bei einer Vielzahl der Unternehmer zu Unmut geführt. Weitere Gebührenregelungen und bürokratische Hürden lassen bei den Busunternehmern den Eindruck entstehen, sie seien in Berlin nicht erwünscht. Hinzu kommt, dass ein Besuch in Berlin im Vergleich zu anderen Städten damit teurer wird. Die private Omnibusbranche in ihrer mittelständischen Struktur sichert in hohem Maße Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Berlin. Viele touristische Anbieter in Berlin hängen existenziell vom Reisebus ab. Außerdem leistet der Reisebus einen maßgeblichen Beitrag zu einem umweltverträglichen Tourismus. Die City-Tax, die Berliner Besucher zukünftig als Aufpreis auf ihr Hotelzimmer zahlen sollen, führt zu enormen Misstrauen bei den Busunternehmern. Der Städtetourismus ist jedoch für die Bustouristik von bedeutender Notwendigkeit. Es ist daher dringend notwendig, dass von der City-Tax abgesehen wird.