Kommunalisierungswelle belastet private Busunternehmen im ÖPNV: Aktuelle Konjunkturumfrage zeigt eingebrochene Geschäftsentwicklung und düstere Aussichten.

Do, 08.03.2018

Die Kommunalisierungswelle im ÖPNV ist in den Betrieben der privaten Busbranche angekommen. Die Unternehmen in diesem Feld schauen auf ein schlechtes Jahr zurück und sehen sich auch für die Zukunft vor schweren Zeiten, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) zeigt. Mit Blick auf die neuen Zahlen appelliert der Verband nachdrücklich an die Politik, für faire Rahmenbedingungen zu sorgen – damit der Mittelstand in Zukunft überhaupt noch weiter einen Beitrag zum ÖPNV leisten kann.

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) hat am 8. März vor dramatischen Verschlechterungen im privaten öffentlichen Busverkehr in Deutschland gewarnt. Hintergrund für die Befürchtungen sind die Ergebnisse einer aktuellen Konjunkturumfrage unter Unternehmern. Die neuen Zahlen brachten deutliche Verschlechterungen beim Blick der Teilnehmenden auf die aktuelle Geschäftsentwicklung sowie die Zukunftsaussichten zutage. Ein anhaltender Trend zur Kommunalisierung droht, so die Folgerung des bdo aus den Zahlen, die effizienten privatwirtschaftlichen Strukturen im ÖPNV zu zerstören. Der Verband betont: Dies würde sich in der Folge schnell negativ auf die Qualität der bestehenden Angebote und damit auf die Fahrgastzahlen auswirken – also einem Ausbau des ÖPNV und der Senkung von Emissionen im Verkehrssektor entgegenstehen.

Die Zahlen im Detail: Die Beurteilung der allgemeinen Geschäftslage der Busunternehmen des öffentlichen Personennahverkehrs fiel laut bdo-Konjunkturumfrage im Jahr 2017 weitgehend negativ aus. Der Anteil an Unternehmen, die das Geschäftsjahr im Vergleich zum Vorjahr als schlechter bewerten liegt bei 27 Prozent. Das sind 10 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor,. Weit weniger Unternehmern – nämlich nur 16 Prozent – konnten eine günstige Geschäftsentwicklung melden. Das Urteil über Umsatz und Gewinn in 2017 zeigte ebenfalls einen deutlichen Abwärtstrend. Insbesondere der Umfragewert für die Rentabilität ist stark eingebrochen. Fast 40 Prozent der Befragten mussten hierbei eine negative Entwicklung konstatieren. Lediglich 16 Prozent konnten hierbei positiv zurückblicken.

Das Stimmungsbarometer für die Zukunft zeigt folgerichtig auch einen schlechten Wert. 38 Prozent der privaten Busunternehmer rechnen für den ÖPNV mit ungünstigeren Ergebnissen. Nur 13 Prozent gehen hingegen von einem günstigen Trend aus. Ein derart weit ins Negative ausschwingendes Bild gab es seit 2012 nicht mehr. Aus Sicht des bdo markieren die Umfrageergebnisse die logische Folge einer bereits länger anhaltenden Entwicklung, die mitunter Einschränkungen im Wettbewerb und administrative Hürden mit sich gebracht hat.

„Es schmerzt mich, dass so viele meiner Kolleginnen und Kollegen unter den sich weiter verschlechternden Rahmenbedingungen merklich leiden“, sagte bdo-Präsident Karl Hülsmann zu den vorliegenden Zahlen für den Bereich ÖPNV. „Leider verwundert mich dieses Ergebnis nicht. Die privaten Unternehmen in Deutschland müssen bereits seit einigen Jahren erleben, wie eine Kommunalisierungswelle die Branche erfasst und den fairen Wettbewerb unter sich begräbt. Immer öfter beobachten wir, dass Kommunen eigene Verkehrsbetriebe bevorzugen und diese dafür zum Teil sogar erst neu aus dem Boden stampfen. Vielfach übernehmen Verwaltungen und Zweckverbände auch die Organisation der Verkehre. Die gesunden Strukturen der effizienten und leistungsstarken mittelständischen Privatunternehmen werden dabei zusehends zerstört. Ich appelliere an die Politik, dem gesetzlich festgeschriebenen Vorrang der Eigenwirtschaftlichkeit endlich Geltung zu verschaffen. Andernfalls wird der ÖPNV schwer leiden. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der wir einen Ausbau der Angebote bei Bus und Bahn brauchen, um die Gesundheit der Bürger und unsere Umwelt zu schützen.“

Weitere Details und alle Zahlen zur Konjunkturumfrage des bdo für das Jahr 2017 finden Sie als PDF zum Download unter www.bdo.org/publikationen.