Fernbus hat der gesamten Busbranche in Deutschland einen Stimmungsaufschwung beschert
Fernbus hat der gesamten Busbranche in Deutschland einen Stimmungsaufschwung beschert – Sorgen bei Fahrermangel, Bürokratieaufwand und Infrastruktur
Der Fernbus hat der gesamten privaten Busbranche in Deutschland einen Stimmungsaufschwung beschert. Befürchtungen, der Fernbuslinienverkehr könne zu Lasten der Marktsegmente ÖPNV und Touristik gehen, haben sich im zweiten Jahr der Fernbusliberalisierung nicht bestätigt. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des bdo Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer hervor, die am Freitag in Berlin im Rahmen der ITB präsentiert wurde.
„Wir freuen uns über diese beispiellose Erfolgsgeschichte des Fernbusses. Er ist ein Musterbeispiel dafür, wie positiv sich Marktliberalisierung auf die Verbraucher auswirkt“, sagte Wolfgang Steinbrück, bdo-Präsident. „Wir müssen allerdings schauen, dass die verhalten positive Grundstimmung nicht durch falsche Richtungsweisungen kaputt gemacht wird. Eine Maut auf Busse und die mittelstandsfeindliche Umsetzung des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) sind die zwei erheblichsten Punkte, die eine Schubumkehr auslösen würden.“
Trotzdem haben die mittelständischen, privaten Busunternehmen Deutschlands einen positiven Blick auf die Entwicklung der drei im bdo organisierten Säulen des Busverkehrs: ÖPNV, Touristik und Fernlinie.
Chancen für die Verknüpfung von Fernlinienverkehren mit dem ÖPNV werden vor allem im ländlichen Raum gesehen. Trotzdem bleibt die Stimmung für 2015 beim Nahverkehr verhalten. Die Kürzungen von Zuwendungen, die in den zurückliegenden Jahren hinzunehmen waren, machen sich im ländlichen Raum jetzt vor allem durch sinkende Fahrgastzahlen bemerkbar.
Zwar verblieb 2014 bei den Nahverkehrs-Unternehmen eine verhaltene Grundstimmung, trotzdem hat es spürbare Rückschläge bei Umsatz und Fahrgastzahlen gegeben. Zudem wird mit einer gedämpften Nachfrage wegen sinkender Schülerzahlen gerechnet. Erhebliche Sorge bereitet den Anbietern von Busverkehren der Zweifel an der mittelstandsfreundlichen Umsetzung des novellierten Personenbeförderungsgesetzes. Einhergehend mit den Ergebnissen gekürzter Leistungen bleibt für die Unternehmen der ÖPNV-Branche damit ein spürbarer Kostendruck zurück und die Unsicherheit über die künftige Erteilung von Linienverkehrsgenehmigungen an mittelständische Betriebe.
Die im bdo organisierten Touristiker erwarten nach einer geschäftlich äußerst schwierigen Phase in den zurückliegenden zehn Jahren eine anziehende Entwicklung, so dass durch zumindest verbesserte Umsätze die Kostensteigerungen und Fahrzeuginvestitionen besser kompensiert werden können.
Im Fokus der Busreiseveranstalter bleiben auch 2015 die Kurz- und Tagesreisen. Der Aspekt der wachsenden Reiselust bei gleichzeitiger Tendenz zur Verkürzung der Verweildauer an einem Ort ist in diesem Zusammenhang ausschlaggebend.
Für 2015 erwarten die in der Fernbusbranche aktiven Unternehmen eine bessere Entwicklung als in den Vorjahren. 45 Prozent der Unternehmer gehen für das laufende Geschäftsjahr von einer positiven Entwicklung aus, 31 Prozent erwarten gleiche Ergebnisse. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen steigt damit um 21 Prozentpunkte. 2014 verbuchte die Branche eine befriedigende Entwicklung. Die Gewinnentwicklung stieg, erreicht aber noch keinen positiven Saldo. Geschäftslage, Umsatz und vor allem Fahrgastzahlen verzeichnen positive Salden. Etwa ein Drittel der Fernbusunternehmer gehen für das laufende Geschäftsjahr bereits von einem flächendeckenden Ausbau des Streckennetzes aus.
Waren es in den zurückliegenden Jahren vor allem die Umweltzonen und Dieselpreise, die als Bedrohung für die Branche definiert wurden, so sind es laut aktueller Konjunkturumfrage die gesetzlichen Rahmenbedingungen und der zunehmende Fahrermangel, der die Busunternehmer beschäftigt. Die gesetzesbedingten Anforderungen und Bestimmungen an die Branche sowie die Vielzahl bürokratischer Auflagen auf nationaler und internationaler Ebene werden von zahlreichen Unternehmern als gravierende Probleme eingestuft – ein Punkt darunter ist die übertriebene Dokumentationspflicht des Mindestlohngesetzes. Mangelnde Infrastruktur vor allem im Fernbusbereich und die Maut sorgen für Verstimmung bei den Unternehmen.