Entwürfe der EU-Kommission würden ab 2030 ein Bus-Verbot für mittlere Distanzen bringen.
Die EU-Kommission will am 9. Dezember ihre Pläne für einen verbesserten Umweltschutz im Verkehrssektor präsentieren. Laut aktuellen Entwürfen sollen dabei Neuerungen kommen, mit denen Busfahrten auf mittleren Distanzen ab 2030 faktisch verboten würden. Es soll vorgeschrieben werden, dass – je Entwurfsstand – alle Linienverbindungen unter 500 Kilometern oder unter 300 Kilometern lokal emissionsfrei durchgeführt werden müssten. Entsprechende technische Lösungen existieren aber nicht. Damit würde ausgerechnet die Fernverkehrsform mit den niedrigsten Treibhausgasemissionen unterdrückt.
Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) hat am 8. Dezember in Berlin vor einer grundlegend falschen Weichenstellung beim Klimaschutz im Verkehrssektor gewarnt, die sich mit aktuellen Entwürfen der EU-Kommission abzeichnen. Im Vorfeld der offiziellen Vorstellung der „Strategie für smarte und nachhaltige Mobilität“ der EU-Kommission sind Teile daraus bekanntgeworden. Denen zufolge ist ab dem Jahr 2030 für alle Busverbindungen unter 500 bzw. unter 300 Kilometern eine Umstellung auf lokal emissionsfreie Antriebe vorgesehen. Da eine verlässliche Antriebstechnik für entsprechende Distanzen aber nicht existiert und auch nicht einmal absehbar ist, bedeutet der Plan ein faktisches Verbot von Busfahrten für entsprechende Distanzen. Busfahren als umweltfreundliche Alternative für Flüge und Pkw-Verkehr wären damit vielfach ausgeschlossen. Der bdo warnt zudem vor massiven Nachteilen für viele Fahrgastgruppen wie etwa Schulklassen, Sportvereine, Kulturreisende oder mobilitätseingeschränkte Menschen, die auf den Bus als günstige, verfügbare und flexible Mobilitätsoption angewiesen sind.
In einem Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat bdo-Präsident Karl Hülsmann gewarnt: „Sollten diese Vorschläge umgesetzt werden, wirft man damit den Klimaschutz im Verkehrssektor zurück statt ihn zu stärken. Diese Pläne sind eine drastische Gefahr für die Umwelt, da sie ausgerechnet die Mobilitätsoption mit den geringsten Treibhausgasemissionen ausschließen würden. Das darf nicht sein. Natürlich brauchen wir einen tiefgreifenden Wandel im Verkehrssektor, um den wichtigen Klimazielen gerecht zu werden. Dafür ist aber gerade eine Ausweitung des Busverkehrs notwendig, da die offiziellen Emissionszahlen unsere Fahrzeuge als die klimafreundlichste Mobilitätsoption auf langen Strecken ausweisen. Statt den Ausstieg aus Pkw und Flieger auf den Weg zu bringen, droht die EU-Kommission ehemalige Busfahrgäste geradezu in diese umweltschädlichen Verkehrsmittel hineinzudrängen.“
bdo-Präsident Hülsmann bemängelt an den Plänen auch eine potenzielle Wettbewerbsverzerrung durch eine strukturelle Bevorzugung des Schienenverkehrs: „Diese Vorschläge würden einen massiven Eingriff in den Wettbewerb im Verkehrssektor darstellen, ohne dass er durch ökologische Ziele gedeckt ist. Es handelt sich um einen durchschaubaren Schritt, mit dem der Schienenverkehr einseitig bevorzugt werden soll. Bus und Bahn dürfen aber nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssen gemeinsam das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität bilden.“ Zur Umweltbilanz des Busverkehrs: Moderne Reisebusse sind das klimafreundlichste motorisierte Verkehrsmittel überhaupt, da sie pro Personenkilometer die geringsten Treibhausgasemissionen aufweisen. Zu diesem Ergebnis kommt das Umweltbundesamt in seinen Untersuchungen. Eine Fahrt im Reisebus bringt Emissionen von 29 Gramm Treibhausgas pro Personenkilometer mit sich. Im Zug sind es 32 Gramm. Im Pkw fallen 170 Gramm an und im Flieger sogar 230 Gramm. Mehr zur Umweltbilanz im Busverkehr finden Sie im Umwelt-Flyer des bdo unter folgendem Link.
Zur Marktreife von Bussen mit alternativer Antriebstechnologie: Der Bus kommt als schweres Nutzfahrzeug bislang fast ausschließlich mit Dieseltechnologie zum Einsatz. Für den öffentlichen Personennahverkehr sind mittlerweile serienreife Busse verschiedener Hersteller erhältlich. Diese sind mit Blick auf Ausstattung und Ladeinfrastruktur für eine Reichweite von maximal circa 200 Kilometern ausgelegt. Abhängig von Witterungsbedingungen und Streckenprofil kann die maximale Distanz auch deutlich kurzer ausfallen. Für Reisebusse im Gelegenheits- und Fernlinienverkehr gibt es derzeit keinerlei marktreife Option für eine lokal emissionsfreie Antriebstechnologie. Testphasen mehrerer europäischer Busunternehmen haben ergeben, dass E-Busse für Aufgaben jenseits des Nahverkehrs nicht einsatzfähig sind. Schon jetzt tragen aber Reisebusse der aktuellen Abgasnorm EURO VI massiv zum Klimaschutz im Verkehrssektor bei, da sie Reisen mit dem Pkw und dem Flieger ersetzen.
Zur aktuellen Situation der Busbranche: Die Busbranche erlebt in Folge der Corona-Pandemie die größte Krise der letzten 70 Jahre, unter der die Unternehmen noch lange Zeit massiv leiden werden. Mit Reise- und Fahrverboten sowie weitgehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens gehört die Branche zu den am schwersten getroffenen Wirtschaftszweigen überhaupt. Unsere Grafik zum erwarteten Umsatzrückgang der Busunternehmen in Folge der Corona-Pandemie finden Sie hier.