Ein neues Zeitalter im Nahverkehr beginnt: Das ÖPNV-Transparenzregister macht seit 12. November erstmals Kosten und Leistungen einfach sichtbar.

Di, 12.11.2019

Das ÖPNV-Transparenzregister für Deutschland ist am 12. November 2019 in einer Beta-Version online gegangen. Wesentliche verfügbare Informationen über die vergebenen Leistungen im öffentlichen Straßenpersonenverkehr sind nun erstmals zentral sichtbar und vergleichbar. Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich hier – ganz im Sinne der von der Europäischen Kommission gewünschten Transparenz – ein Bild von den jeweiligen Leistungen machen.

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) hat gemeinsam mit seinen Partnern aus den Reihen der privaten Verkehrsunternehmen sowie dem beteiligten wissenschaftlichen Projektteam das ÖPNV-Transparenzregister für Deutschland gestartet. Die neue Plattform ging am 12. November zunächst in einer Beta-Version online. Diese zeigt bereits alle entscheidenden Funktionen, die ab Januar 2020 dann auch im Regelbetrieb verfügbar sein werden. Zu finden sind im ÖPNV-Transparenzregister wesentliche Informationen über die vergebenen Leistungen im öffentlichen Straßenpersonenverkehr. Nutzerinnen und Nutzer können sich somit erstmals zentral an einer Stelle diesbezüglich informieren, beispielsweise über gefahrene Kilometer und die damit verbundenen Kosten für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in verschiedenen Regionen.

Das wissenschaftliche Projektteam der Hochschulen Heilbronn und Worms hat dafür die öffentlich verfügbaren Informationen über die zugrundeliegenden Leistungen zusammengetragen, die von Seiten der mehr als 400 ÖPNV-Aufgabenträger in Deutschland in den Berichten nach Art. 7 der VO (EG) Nr. 1370/2007, in den Haushaltsplänen und -abschlüssen der zuständigen Gebietskörperschaften, in den Vergabebekanntmachungen und in Nahverkehrsplänen bereitgestellt werden. Bislang sind die entsprechenden Angaben jeweils nur einzeln – oder mitunter nur lückenhaft – zu finden und sehr unter-schiedlich aufbereitet, sodass sich eine wirkliche Markttransparenz nicht einstellen konnte. Das ändert sich nun. Mit Hilfe von verschiedenen Sortierfunktionen können gezielt Werte gesucht und einander gegenübergestellt werden. Auch die Qualität der jeweiligen Datenlage wird im Transparenzregister offengelegt.

Stellvertretend für die Auftraggeber des ÖPNV-Transparenzregisters, ein Konsortium aus privaten Busunternehmen und dem Mittelstandsverband der Branche, sagte bdo-Präsident Karl Hülsmann bei der Vorstellung des neuen Online-Tools: „Die Europäische Kommission hat sich in Hinblick auf die Vergabe von Verkehrsleistungen ausdrücklich Transparenz gewünscht und diese vorgesehen. Das geschah aus gutem Grund: Man wollte Kundinnen und Kunden schützen und guten Angeboten zum Erfolg verhelfen. In der Praxis gelangten wir hierbei in Deutschland aber leider aufgrund der vielgliedrigen Vergabelandschaft und einer unübersichtlichen Darstellung der Zahlen nicht zum Ziel. Das wird sich jetzt ändern.“

Klaus Müller, Vorstand Regio Bus DB Regio AG, sagte anlässlich der Präsentation in Berlin: „Bürgerinnen und Bürger, politische Entscheidungsträgerinnen und Entschei-dungsträger, die Einrichtungen des Verbraucherschutzes und viele weitere Marktteil-nehmer haben ein Recht auf Transparenz. Mit dem ÖPNV-Transparenzregister entwickeln wir ein Instrument, das die weit verstreuten und häufig nahezu versteckten Infor-mationen zentral an einer Stelle für alle zugänglich macht. Die Zukunft des ÖPNV werden wir nur dann aktiv gestalten können, wenn alle sehen, was sie im Busverkehr bekommen – und was nicht.“

Zur grundsätzlichen Bedeutung führte Henrik Behrens, Geschäftsführer Bus bei Transdev Deutschland aus: „Der öffentliche Nahverkehr soll Mobilität für alle Men-schen ermöglichen – und damit wesentlich dazu beitragen, dass Bürgerinnen und Bür-ger selbstbestimmt leben. Zudem sorgen Busse dafür, dass sich Emissionen im Verkehrssektor einsparen lassen, wenn Autofahrten ersetzt werden. Beides macht die riesige gesellschaftliche Bedeutung eines leistungsfähigen ÖPNV als Problemlöser in Zeiten des Klimawandels für unsere Zeit deutlich. Aber erst mithilfe von Transparenz kann dafür gesorgt werden, dass der ÖPNV sein großes Potenzial voll ausspielt. Dazu wollen wir einen wichtigen Beitrag leisten.“

Dazu ergänzte Jost Knebel, Vorsitzender der Geschäftsführung NETINERA Deutschland GmbH: „Ein starker und leistungsfähiger ÖPNV wird mehr denn je ge-braucht. Wenn der öffentliche Personenverkehr mit Bussen wachsen und gedeihen soll, müssen gute und effiziente Leistungen auch klar als solche erkannt werden, damit sie sich im Markt durchsetzen. Dieses Erkennen wird mit dem neuen ÖPNV-Transparenzregister nun leichter als je zuvor.“

Für das wissenschaftliche Projektteam aus Forschern der Hochschulen Heilbronn und Worms führte Prof. Dr. Tobias Bernecker als Sprecher aus, worin die besonderen Her-ausforderungen beim Aufbau der Beta-Version des ÖPNV-Transparenzregisters lagen: „Die mehr als 400 ÖPNV-Aufgabenträger in Deutschland veröffentlichen Leistungs- und Finanzdaten sehr unterschiedlich. Wir haben im vergangenen Jahr hart daran gearbeitet, das zusammenzutragen, was tatsächlich öffentlich einsehbar ist, und in eine einheitliche Form zu bringen.“

„Aus diesem Grund starten wir auch zunächst mit einer Beta-Version, die allen noch-mals die Möglichkeit gibt, Daten zu ergänzen, bevor Anfang des kommenden Jahres die endgültige Version online geht“, ergänzt Prof. Dr. Jens Hujer, der im Projektteam die Erstellung der Website www.oepnv-transparenzregister.de und das Einstellen der Daten koordiniert.

Zum Hintergrund: Der Aufbau des ÖPNV-Transparenzregisters ist ein Projekt, das die private Buswirtschaft in Auftrag gegeben hat. Zu den Initiatoren gehören der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) sowie Transdev Deutschland, Netinera Deutschland und DB Regio Sparte Bus. Die Datenlage des ÖPNV-Transparenzregisters gibt zum Start einen Überblick über den Stand zum Jahr 2017, was den aktuellsten verfügbaren Zeitraum abbildet. Die Plattform ist zunächst auf fünf Jahre angelegt und soll fortlaufend aktualisiert werden. Vorgesehen sind auch jährlich erscheinende Berichte. Die Veröffentlichung der ersten Ausgabe ist für den Frühling 2020 geplant.