Briefmarken bald mit „Fernbus-Aufschlag“? - Und wo bleibt der Mittelstand?

Do, 20.12.2012
  • Post und ADAC wollen in den Fernbusmarkt einsteigen
  • Liberalisierung soll auch Chance für kleine und mittlere Unternehmen sein
  • Mittelstand gerät unter Druck

Mit Unverständnis reagiert der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) e.V. auf die Ankündigung der Deutschen Post, gemeinsam mit dem ADAC in den Fernbusmarkt einsteigen zu wollen.

Die privaten Busunternehmen vertreten die Auffassung, dass es wenig Sinn macht, wenn eine Bundesbeteiligung (Post) der Anderen (Bahn) jetzt wieder Konkurrenz machen will und die KMU zuschauen müssen, wie sich ihr Markt unter dem Säbelgerassel der Großen in Rauch auflöst.

bdo-Präsident Wolfgang Steinbrück hierzu: „Es ist doch mehr als verwunderlich, warum die Post nun neben Briefen auch Menschen befördern möchte, nachdem die Bahn vermeldete, dass sie sich lieber um ihr Kerngeschäft auf der Schiene kümmern will.” Dennoch ist und bleibt die Bahn einer größten Anbieter im Fernbusgeschäft.

Aus Sicht der Omnibusunternehmen in Deutschland ist es bedenklich, wenn die Liberalisierung, die den Markt ja für möglichst viele Unternehmen öffnen sollte, durch die finanzielle Macht eines DAX-Konzerns mit großer Staatsnähe ausgehebelt wird. “Mehr als ein Viertel der Aktien der Post liegen bei der KfW und damit indirekt beim Bund. Wenn die Politik Märkte liberalisiert und dann zusieht wie ein ehemaliger Staatskonzernen dick mitmischen will, wird der deutsche Mittelstand in die Röhre schauen”, so Steinbrück zu den Plänen der Post.

Steinbück ist selbst unabhängiger und auf eigenes Risiko agierender Unternehmer im Fernlinienbereich (Berlin – Thüringen; Dresden - Frankfurt) und fragt zurecht, ob die Politik ein solches Risiko gutheißen kann: “Fernbusverkehr ist kein leichtes Geschäft. Das weiß ich als Unternehmer selbst gut genug. Sollte die Post mit Ihren Plänen baden gehen, zahlt dann die Zeche der Briefkunde? Das kann doch nicht sein!”

Auch das traditionsreiche Familienunternehmen HARU Reisen, mit gut 60 Jahren Erfahrung im Fernbusverkehr, fragt sich, warum die Politik zusieht, wie das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden könnte: „Gerade unter dem Aspekt, dass Minister Ramsauer regelmäßig die Chancen für den deutschen Mittelstand in dem neu entstehenden Markt besonders hervorgehoben hat, erscheint die aktuelle Entwicklung diskussionswürdig.“ so Karsten Schulze, geschäftsführender Gesellschafter von HARU Reisen.