1000 Euro für die Barmherzigkeit - Rom verlangt völlig überzogene Einfahrtsgebühren für Busse
1000 Euro für die Barmherzigkeit – Rom verlangt völlig überzogene Einfahrtsgebühren für Busse – Protestnote an die Behörden – Sondersitzung der IRU
In Rom sind Pläne bekanntgeworden, dass zum Heiligen Jahr 2016, dem Jubiläum der Barmherzigkeit, Einfahrtsgebühren für das Stadtzentrum von täglich bis zu 1000 Euro erhoben werden sollen. „Das ist für die europäischen Busunternehmer ein nicht zu akzeptierender Plan“, sagte der Präsident des bdo Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer, Wolfgang Steinbrück, am Freitag in Berlin. „Ich habe mich bei unserem weltweit organisierten Dachverband IRU dafür eingesetzt, dass wir zu diesem beispiellosen Skandal eine schnelle Sondersitzung einberufen.“ Bei einer ersten Telefonkonferenz der International Road Transport Union (IRU) sollten zunächst schon am Freitag Vorgespräche auf europäischer Ebene stattfinden. In der kommenden Woche wird es das anvisierte Sondertreffen in Brüssel geben.
„Die europäische Busbranche fordert die Stadt Rom umgehend auf, diese Pläne auf Eis zu legen. 1000 Euro Wegezoll für eine Fahrt nach Rom erinnern eher an das Mittelalter als an das Heilige Jahr 2016 unter dem Titel Jubiläum der Barmherzigkeit, das Seine Heiligkeit Papst Franziskus mit der Bulle Misericordiae Vultus ausgerufen hat“, sagte Steinbrück.
„Busse sind nicht Teil des Problems, sie sind die Lösung. Touristen wollen direkt an ihr Reiseziel, Reisebusse bringen sie dahin. Die Frage ist, ob die Römer lieber 30 Autos in der Stadt haben wollen oder einen Bus.“ Steinbrück verwies darauf, dass der Bus nicht nur Platz auf den Straßen schaffe, sondern auch für ein besseres Stadtklima sorge: Seit den 90er Jahren haben die Busse den Ausstoß von Partikelmasse um 97 Prozent gesenkt. Es gibt laut Umweltbundesamt und Öko-Institut kein klimafreundlicheres und sparsameres Verkehrsmittel. „Busfahren ist nicht nur eine komfortable, sondern auch eine sichere und saubere Sache“, sagte Steinbrück.
„Busse sind tief in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt und deshalb müssen Busse auch im Zentrum der Stadt halten“, sagte Steinbrück. Damit spricht sich der Branchenverband bdo klar gegen eine Auslagerung von Haltestellen und Reisebussen auf die „grüne Wiese“ aus. Der bdo-Präsident verwies in diesem Zusammenhang auf eine Grundlagenstudie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München (dwif). Derzufolge ist der Bustourismus in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Trotz der großen Bedeutung für den Arbeitsmarkt, die mittelständische Wirtschaft sowie das Tourismusgewerbe wird dieses Segment häufig unterschätzt. Obwohl der Bus zu den umweltfreundlichsten Verkehrsmitteln zählt, sind Omnibusse häufig von Einfahrverboten in Städte betroffen, wie das Institut in der Studie „Wirtschaftsfaktor Bustourismus in Deutschland“ feststellte. „Die Ergebnisse sind natürlich auf ganz Europa übertragbar“, sagte Steinbrück. Das dwif errechnete, dass durch den Bustourismus in Deutschland jährlich ein Nettoumsatz von 9 Milliarden Euro generiert wird. Erstaunlich ist, dass davon nur 36 Prozent durch die Pauschalreisepreise erzielt werden und von den weiteren Einnahmen beispielsweise die Zielgebiete profitieren. Hierzu zählen gastronomische Leistungen, Einkäufe oder auch die Inanspruchnahme von Dienstleistungen.
Ebenso profitieren weitere Leistungserbringer wie Hotels, Freizeiteinrichtungen etc. von den Reisebustouristen in den Städten. Deren Umsätze resultieren aus den Leistungen im Pauschalpaket, den Zusatzausgaben der Busreisenden in den Städten und Gemeinden sowie den Kosten für die Vor- und Nachbereitung der Reise bzw. für den Transfer zum Abfahrtsort des Busses.
Das Beherbergungsgewerbe zählt durch den Bustourismus in Deutschland 30 Millionen Übernachtungen. Auf diesem Wege sichert der Bustourismus allein in Deutschland mehr als 200 000 Arbeitsplätze. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass auf jeden Arbeitsplatz in deutschen Busunternehmen im Gelegenheitsverkehr 4,7 weitere Beschäftigungsverhältnisse bei Zulieferern und Anbietern von ergänzenden Leistungen entstehen.
Des Weiteren hat das dwif das individuelle Verhalten der Bustouristen untersucht: Die durchschnittliche Busreise dauert rund 3,4 Tage. Die Kunden zahlen bei Übernachtungsreisen im Inland pro Reisetag durchschnittlich ca. 100 Euro. Hinzukommen pro Tag Zusatzausgaben in Höhe von 28,30 Euro. Der größte Anteil wird für das Gastgewerbe und für den örtlichen Einzelhandel ausgegeben. Je nach Anlass der Reise werden auch deutlich höhere Zusatzausgaben erreicht. Vor allem bei Kultur- und Städtereisen sind pro Busreisenden bis zu 100 Prozent höhere Ausgaben zu verzeichnen. Auch Tagesreisen habe hohe Zusatzausgaben im Zielgebiet, die Ausgaben pro Fahrgast sind lediglich 3,5 Prozent niedriger als bei einer Mehrtagestour. Weitere Informationen zum Thema Bus: https://www.youtube.com/watch?v=YLpgnnav_lE.